Mittwoch, 9. Juni 2010

Navojoa – Sonora – einfach nur Mucho Calor!!

Nach einer elendigen ca. 13-stündigen Busfahrt in einem Bus ohne Klimaanlange, super eng – alle am Schwitzen und dazu kam dann noch die verstopfte Toilette, die einen „milden“ Duft verbreitete. Nun ja , als wir das alles hinter uns gelassen hatten und mit zwei Stunden Verspätung aus dem Bus stiegen empfingen und Kameras und ganz viele Menschen - außerdem waren wir bei der Einfahrt in die Stadt von Polizeiwagen umzingelt worden. Ich war die Erste, die zum Treffpunkt geschickt wurde – um dort anzugelangen musste ich allerdings erst einmal beim President von Sonora vorbei. Der begrüßte mich zusammen mit seiner Frau mit ganz herzlichen Worten, von denen ich sogar das meiste verstand. Am nächsten Morgen war ich dann direkt in der Zeitung mit einem Riesenfoto, wie ich ihm die Hand schüttele. Alle Familien und auch die Mariachis und Tänzerinnen hatten auf uns gewartet und wollten uns natürlich noch ihre tollen Künste vorführen. Wir waren alle hundemüde, aber versuchten schön mit zu klatschen und ganz aufmerksam dem Ganzen zu folgen. Danach ging es auf Hostfamilysuche. Dieses Mal wurde ich mit Sofia aus Costa Rica und Leslie (Dance-Staff) aus Arizona gehostet. Und dann diese Familie – ein Knüller. Eine der besten Familien, die ich auf der Tour hatte, würde ich sagen. Das lag nicht (oder nur ein bisschen:D) an dem riesigen, wunderschönen, sehr sehr stilvoll eingerichteten Haus mit Innenhof mit Springbrunnen und einem Gästehaus! Unser Hostvater Neurologe, Hostmutter Psychologin (praktiziert in einem von ihr erbauten Kindergarten mit behinderten und nicht-behinderten Kindern), Hostbruder 23-jähriger Student und eine 17-jährige Hostschwester. Nicht zu vergessen der kleine Hund. Nachdem wir mit unseren Hostgeschwistern Hot-Dog-Essen waren, was wohl eine bekannte Spezialität in Navojoa ist, machte unser Hostvater gleich klar, dass wir nicht in einem Haus wären, sondern in einem Zuhause und, dass wann immer wir wieder in die Gegend kommen, wir und unsere Familien ein Zuhause haben. Das Essen war insgesamt ein Traum. Mteistens sehr gesund und super lecker. Nur zu einem Frühstück hatten wir so einen Fischmix auf Tacos – nicht so mein Ding – war aber nicht schlimm. Wir hatten kleine Parties mit der jüngeren Generation und vielen Freunden, die stetig kamen und gingen. Außerdem wurde uns super viel von der Stadt gezeigt, obwohl wir keinen Hostfamilyday hatten. Eine weitere Spezialität war das Fleisch in den Tacos und etwas, was man überall in Mexico findet: gecrushtes Eis mit Geschmack. Das gibt es mit Fruchtstücken und ohne – mit Chilipulver und und und… die Besonderheit ist, dass das Eis per Hand von einem Eisblock geschrubbt wird. Wir durften sogar einmal mit in den kleinen Raum, wo das passiert und haben uns alles genau angeguckt – richtig cool!
Hingegen unser CI war nicht so der Brüller. Ich war Crewleader für ein Projekt, bei dem wir einen Parkplatz einer Kirche anstreichen und gestalten sollten. Der Priester war korrupt und hat sich um nichts gekümmert, sodass wir weder Pinsel noch Farbe hatten. Diese Arbeit sollte drei Tage in Anspruch nehmen. Den ersten Tag musste ich mir die ganze Zeit irgendwelche Beschäftigungsmethoden einfallen lassen, um die Gruppe bei Laune zu halten. Nach dem Mittagessen bekamen wir drei Pinsel für 15 Leute – dazu auch ein bisschen Farbe. Das Lustige in Mexico ist, wenn man ein Crew Leader ist ohne Spanisch zu sprechen. Mittlerweile verstehe ich viel und kann mich auch irgendwie verständigen – trotzdem war es wirklich anstrengend. Am zweiten Tag bekamen wir dann endlich ein bisschen mehr weiße Farbe für die Grundierung, die allerdings auf Grund der Struktur der Wand mehr anzuklatschen war. Die Farbe war auf Wasserbasis und jedes Mal wenn Wasser dazu kam lief alles runter – was uns daran zweifeln ließ, dass die Farbe nach dem ersten Regen noch an der Wand sein wird. Beim Mittagessen sollten wir ein bisschen mit den lokalen Schülern interagieren, was okay war, auch wenn die sehr unaufmerksam und super laut waren. Am Nachmittag bekamen wir dann auch ein paar kleinere Pinsel und Farbe um die Wand zu gestalten. Die Farbe war nur leider viel zu wenig, sodass ich ungefähr zehn Mal allein an dem Tag nach mehr fragte. Am dritten Tag gingen wir dann unerwartet zu einer Schule – in unseren Arbeitsklamotten. Keiner hatte uns Bescheid gesagt und als wir bei der Schule ankamen, sollten wir uns dann spontan etwas ausdenken, was wir mit den Kindern machen könnten. Dazu kam, dass die Kinder Essen gesammelt hatten und wir das an die armen Familien austeilen sollten. Als Erstes mussten wir es allerdings sortieren. Wir hatten weder Tüten, noch eine Angabe, wieviele Familien oder wieviel Essen pro Familie –und der Priester war verschwunden. Wir machten es also einfach so wie wir wollten. Die losen Bohnen ließen wir Außen vor! Eine Stunde bevor wir dann fertig sein sollten traf sehr viel Farbe und neue Pinsel ein. Das hieß Akkordarbeit! Jeder malte und am Schluss sah es sogar recht gut aus. Mexico – Chaos. In diesen drei Tagen hatten wir nach unserer Arbeit immer noch Education. Entweder Culture-Presentations oder Workshops. Zum Beispiel hatten wir “Stages of Loss”. Es ging darum welche Phasen man durchläuft, wenn man etwas verliert oder etwas vermisst oder ähnliches. Viele spannende Diskussionen darüber, wie die Anderen über das Ende von Cast A 2010 denken. Am zweiten Tag passierte dann noch etwas selten Dämliches: Ich lief gegen eine Markiseneisenstage und hatte eine schöne Beule, die grün und blau wurde – mitten auf der Stirn. Außerdem wurde uns noch ein einzigartiges Kulturprogramm geboten: Ein „Danza del venado“ – ein einheimischer Tanz, bei dem ein kleiner Junge zu Musik hüpft und das mit einem Rehkopf auf dem eigenen Kopf. Zu dem zweistündigen Programm gehörten außerdem viele Mariachies und viele Tänzerinnen. Mir war die Musik einfach zu laut, wobei man wirklich sagen muss, dass es sehr schön aussieht.
Navojoa war die Stadt, in der wir Deutschen unser Land vorstellen durften. Ich hatte die Themen Essen und Wirtschaft. Bevor ich die Präsentation vorbereitet hatte, wusste ich nicht, dass Adidas und Puma deutsch sind und, dass wir von 2003 bis 2008 Exportweltmeister waren. Erstaunlich und beeindruckend. Eines, das ich wirklich hier in UWP gelernt hab ist es, mein Land zu schätzen und einen gewissen Patriotismus zu entwickeln. Ich mochte Deutschland schon immer sehr gern. Aber jetzt bin ich einfach so sehr dankbar und froh, dass ich in diesem wunderschönen Land aufwachsen durfte und dasselbe möchte ich für meine Kinder. Der vierte Tag war dann richtig, richtig anstrengend. Es fing für mich mit einem Radiointerview an, bei dem der Moderator mich am Schluss fragte, ob alle Frauen in Deutschland so hübsch wäre wie ich…pff. Dieses Interview hatte ich nur, weil ich wie erwähnt in der Zeitung war und die First Lady von Sonora dreimal explizit darum gebeten hat, dass ich das Interview mache. Das war um 7 Uhr – danach fuhren wir zu den Anderen um unsere Bühne in der Mitte eines Baseballstadions aufzubauen. Es war sooo heiß! Danach probten wir für die nachmittägliche Parade, die nur für uns ins Leben gerufen worden war. Nach dem Mittagessen hatten wir dann ein Treffen mit dem President von Navojoa – jeder machte ein einzelnes Foto mit ihm, was natürlich ewig dauerte und er erzählte uns viel über die Traditionen seines Berufes. Das Foto bekamen wir alle vor unserer Abfahrt, was eine nette Geste war. Direkt danach ging es auf die Festwagen (Trucks). Ca. alle 5-10min. wurde angehalten und alle sprangen von ihren Trucks und liefen nach vorne zum Van um, während die Züge weiterfuhren zu tanzen. Nach dem Tanz wurde zurück gelaufen und weiter Promotion gemacht. So ging das über zwei Stunden in der prallen Sonne! Das schönste daran war, dass ich am Abend auch noch in der BTS war…die BTS sollte um 18Uhr anfangen. Wir saßen allerdings um 6 Uhr immernoch auf den Trucks. Auch um 18.30 Uhr war das noch der Fall. Erst wurde darüber spekuliert, ob die BTS vielleicht ausfallen würde, aber das war leider nicht der Fall. Wir mussten uns auf den Trucks schminken und unsere Haare machen, sodass wir als wir um 18.45 Uhr ankamen von den Trucks sprangen und in unsere Kostüme hüpften. Ohne jegliche Probe fing die Show 5 min. später an. Nach diesem Tag war ich so wahnsinnig geschafft! Meine Beine taten von dem vielen Gerenne und Gespringe so weh! Am Schluss der Parade war unser Truck so abgeschieden, dass wir für jeden Tag an ca. 25 Autos vorbeisprinten mussten, um überhaupt tanzen zu können. Am nächsten Tag war dann auch noch Showday – klar, dass ich an unserem Travelday im Bus nur geschlafen hab. Bevor wir allerdings fuhren hatten wir noch ein Frühstück mit allen Hostfamilies, was sehr nett war. Danach ging es dann auf nach Tepic, einem Zwischenhalt über Nacht, da die Fahrt nach Tlaxcala zu lang gewesen wäre. In Tepic schliefen wir in einer Sporthalle auf Feuerwehr-Matratzen. Am Morgen hatten wir warmes Frühstück, aber leider keine Dusche. Nun ja…man kann nicht alles haben. Danach ging es wieder in den Bus – für weitere 13 Stunden!

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