Mittwoch, 17. März 2010

Welcome to the Twin Cities

Nun sind wir also in Minnesota angekommen – das Land der 10.000 Seen. Das Gebiet wird als Twin Cities auf Grund der beiden größten Städte Minneapolis und St. Paul bezeichnet. Unsere Sponsoren hatten bei der Ankunft für jeden von uns eine Tasche vorbereitet – darin enthalten waren eine wiederverwendbare Wasserflasche, eine kleine Thermoskanne, Notizblock, Stifte und Werbung. Am praktischsten ist eigentlich die Tasche an sich, wobei man dazu sagen muss, dass ich den Rest auch schon nicht mehr hab (einerseits verloren, andererseits verschenkt). Ich bin erstaunt, dass die Thermoskanne das Einzige ist, das ich bisher verloren hab. Nun aber zu unserer Zeit in Minneapolis: Gewohnt habe ich bei Christine Walker und ihrem Mann Bryan. Christine ist die Tochter von Gabi und ihrem ersten Mann – die Ähnlichkeit zu Tracy ist nicht zu übersehen! Die beiden haben drei Töchter, die alle nicht mehr zuhause wohnen, bzw. nur zeitweise. Sidney ist die Älteste, dann kommt Hannah und Tess ist glaube ich 19. Tess ist über das Wochenende aus Chicago nach Hause gekommen, sodass ich sie kennenlernen konnte – Hannah war sowieso da gewesen, weil sie bei dem Film mitarbeitet, an dem Christine momentan arbeitet. Sie ist Filmproduzentin – dazu aber später noch mehr. Des Weiteren gehörte Moki noch zu der Familie – ein super cooler Hund, der etwas größer als Linus ist und wahnsinnig viele Haare verliert. Außerdem war ich nicht der einzige Gast – Lori Logan aus Kalifornien, eine Freundin von Christine aus Kindertagen, hat auch mit an dem Film gearbeitet. Ich durfte in Tess‘ Bett schlafen, was ich sehr genoss, weil es so bequem war. An sich war ich begeistert von dem Haus – alt, aber gleichzeitig sehr auf eine sehr spezielle Art modern eingerichtet. Das Highlight war natürlich der schöne Flügel im Wohnzimmer den ich natürlich auch soweit es die Zeit zu ließ nutzte. Es machte solchen Spaß endlich mal wieder Klavier spielen zu können. Jetzt zu der Frage – was haben wir dort gemacht? Zusammengefasst waren es fünf BTS-Shows (an zwei Tagen!), zwei volle Shows und ganz viel Community Impact Work. Hauptsächlich strichen wir Wände und packten verschiedene Dinge für Katastrophengebiete. Da ich in jeder der fünf BTS-Shows war, war CI für mich eher eingeschränkt. Am Mittwoch hatten alle Community Impact Work bei Feed my starving children, wo Essenspakete für Haiti gepackt wurden. Am Mittwoch war allerdings mein Day Off, da Reiner zu Besuch kam. Er sollte so gegen 7 Uhr morgens bei Christine ankommen. Ich war dementsprechend aufgestanden, trotzdem hatte ich die Klingel nicht gehört und wunderte mich schon wo er blieb, als mein Handy klingelte, ob ich ihm doch nochmal die Adresse geben könnte. Ich gab sie ihm und er sagte nur: ja, da war ich! Ich war verwirrt, aber als er dann zum zweiten Mal vor der Tür stand, war das ganz schnell kein Thema mehr. Eigentlich hatten wir vorgehabt am Vormittag in die Mall of America zu gehen, da war allerdings beide super müde waren (er hatte eine 8-stündige Busfahrt aus Chicago hinter sich), legten wir uns nochmal hin und schliefen noch eine Runde. Dann frühstückten wir, unterhielten uns mit Mike, die Haushaltshilfe, und ließen es ganz ruhig angehen. Nach einem kleinen Spaziergang begaben wir uns dann auf eine kleine Abenteuer-Busreise mit Gerenne und Gefrage, die uns schlussendlich dann doch noch zu unserem Hotel brachte. Up with people hatte Dicountpreise für das Hotel ergattert und so bezahlten ich nur 59$ für die Übernachtung für uns beide mit Frühstück inklusive. Außerdem hatte das Hotel zwei Pools mit jeweils einem Whirlpool. Zu unserer Überraschung waren beide vollkommen leer, sodass wir richtig relaxen konnten. Abends bestellten wir uns Essen in unser Hotelzimmer, weil wir nicht mehr motiviert waren, uns chic zu machen. Am nächsten Morgen wurden wir sehr unsanft von Hans, dem Production Manager, durch einen Anruf geweckt. Er bräuchte unbedingt die Sign-outs – Listen für Montevideo und Naperville. Ich war vollkommen verdattert – es war 7.55 Uhr und ich hatte keine Ahnung wovon er sprach. Erst dachte ich vielleicht hatten die nicht verstanden, dass ich mir den Morgen vor der Show auch freigenommen hatte und erst zu den Proben um 13 Uhr kommen würde. Falsch gedacht – Hans wusste das, er wollte nur Folgendes von mir: Alle Production-Interns (Lights,Sound,Band,Dance,Vocal(das bin ich) und natürlich Production) machen ein gemeinsames Projekt, in dem sie sozusagen den Job ihres Staffmembers übernehmen und gemeinsam eine Mini-Show auf die Bühne stellen. Soweit so gut – wir hatten uns allerdings erst zweimal getroffen und so wusste ich noch nicht einmal welche Lieder nun performt werden sollten. Hans wollte von mir allerdings die Namen, von den Leuten, die ich für dieses Projekt gesangstechnisch auf die Bühne stellen möchte, damit er sie von anderen Aktivitäten ausschließen konnte. Nachdem er merkte, dass ich „etwas“ überrascht war, gab er mir 30 min und die Liste der Lieder. Ich sprang also aus dem Bett und hörte mir zunächst erst einmal alle Lieder über Youtube an (ein Glück, dass das Hotel Wireless hatte). Dann ging ich im Schnelldurchlauf die Leute unseres Casts durch und pickte Irgendwen raus, bei dem ich mir vorstellen konnte, dass er bzw. sie geeignet wäre. Ich hatte mir vorher überlegt, dass ich in diesem Projekt gerne denen die Chance geben möchte eine Solo zu singen, die es meiner Meinung nach gesanglich drauf haben, aber kein Solo bekommen haben. Dieser Vorsatz machte das ganze Unterfangen natürlich nicht gerade leichter. Reiner war natürlich auch nicht sehr begeistert, wobei er es sich lieberweise nicht anmerken ließ, aber es war natürlich Zeit, die ich eigentlich nicht hätte mit UWP-Krams verbringen sollen. Nun gut, das war erledigt und wir gingen gemütlich zum Frühstück – sehr lecker. Reiner machte sich eine Waffel und aß frisches Obst mit Haferschleim (oh ja Papa, ich bin auf den Geschmack gekommen). Dann verbrachten wir einige Zeit damit, zu überlegen wie wir wohl zu der High School kommen würden, wo die Show stattfinden sollte. Das Bussystem hatten wir ja nun schon einmal ausgetestet und waren von den Fahrplänen nicht sehr begeistert. Alle Bussen fuhren nach Downtown und von da aus in die verschiedenen Stadtteile. Die Highschool war 11 Meilen von uns entfernt, der Bustrip hätte allerdings 90 Minuten minimal gedauert. Glücklicherweise hatte das Hotel einen Shuttelservice für Strecken innerhalb von 5 Meilen, sodass wir am Schluss uns darauf geeinigt hatten, 5 Meilen mit dem Shuttle zu fahren und dann ein Taxi zu nehmen. Alles vorbereitet gingen wir zum Empfang und fragten nach einem Shuttle. Außerdem wagten wir uns dann zu fragen, ob es möglich wäre etwas weiter zu fahren und für die restliche Strecke zu bezahlen. Glück muss man haben - die Shuttlefahrerin hatte irgendwann in ihrer Schulzeit eine UWP-Show gesehen und hatte das in so guter Erinnerung, dass sie uns direkt zu unserem Show-Gebäude brachte ohne auch nur Tips annehmen zu wollen. Nachdem ich Reiner den meisten vorgestellt hatte, fingen die Proben auch schon an – Vocal Warm up und Levels für das erste Lied. Außerdem wurde der Rockstar gekürt. Das machen unsere Staffmember immer – sie küren jemanden der in der letzten Show besonders gut war oder allgemein was sich anstrengt. An diesem Tag wurde ich zum Rockstar gekürt. Das bedeutet ich durfte dann mit einer Rockstar-Sonnenbrille durch die Gegend laufen und mich daran erfreuen. Grund dafür war, dass ich derer Meinung nach ein Vorbild für alle bin, die an einer Micgroup stehen würde, weil ich aus mir raus gehen würde und es ein riesiger Spaß wäre mir zuzugucken. Dazu kam, dass in der letzten Show meine Schulter während der Show rausgesprungen war und ich aber nicht von meinem Platz gewichen bin. Zwar sagten sie, dass sie das nicht erwarten und, dass wenn wir Schmerzen haben, wir Backstage gehen sollen und wir dann ersetzt werden, aber trotzdem fanden sie es beeindruckend. Ich hätte die Brille gerne an Andy weitergegeben, der trotzdem er immer wieder von der Bühne runter musste um sich zu übergeben, immer wiederkam und weiterspielte. Das beeindruckte mich wirklich, denn Klavier zu spielen, wenn es einem so schlecht geht macht bestimmt keinen Spaß. Genug von der Show – Am Sonntag hatten wir Hostfamily Day und Bryan bat mir an etwas zu unternehmen, ich musste allerdings erst einmal mein Internprojekt planen und vorbereitet. Ich sollte am Dienstag meinen ersten Workshop leiten und dazu musste ich mir natürlich zumindest überlegen, wer was singen sollte und wie ich das Ganze möglichst effektiv lehren konnte. Des Weiteren hatten ich Christine zugesagt einen Nachtisch für die anstehende Oscar-Party zu machen. Nachdem Tess, Lori und ich Bagels gekauft hatten, gingen wir also einkaufen und bekamen auch alles, was ich dazu benötigte. Zurück im Haus machte ich dann meinen Himbeertraum während die anderen Bowlen gingen (ich dachte das wäre sowieso keine gute Idee mit der Schulter…). Abends machte ich mich dann chic für die Party. Es war echt lustig – sie fand in einem Filmstudio statt und alle hatten etwas zu essen mitgebracht. Jeder füllte einen kleinen Tipp-Zettel aus, was man glaubte, wer den jeweiligen Oscar gewinnen würde. Am Ende des Abends wurde zusammengezählt und die Preise verteilt. Ich gewann mit 12 Richtigen von 24 Möglichen ein Kartenspiel namens War. Ironischerweise war diese Spiel mit kleinen Bildern aus dem Film Inglorious Bastards verziert worden. Unter Anderem, war ein Hakenkreuz darauf geklebt worden…und ich war die einzige Deutsche im Raum. Aber nun ja, darüber konnte ich hinweg sehen. Ganz lustig war auch, dass Christine Karaoke mitgebracht hatte und in jeder Werbepause dann jemand gesungen hat. So nun wäre der Bericht eigentlich schon abgeschlossen – doch…das Beste kommt zum Schluss: Gleich am ersten Abend fragte Bryan mich als er mich abholte, ob ich das Set noch sehen wollte. Zwar ging es mir wie beschrieben nicht so gut, aber ich wollte trotzdem unbedingt. Christine arbeitet zur Zeit vorrangig an einem Film namens „The Convincer“. Ich hatte mir vorgestellt ein bisschen zu zugucken, womit ich auch vollkommen zufrieden gewesen wäre. Wir kamen also zu einer riesigen Halle mit einem kleinen griechischen Restaurant in der Mitte. Ich hatte nachdem wir uns niedergelassen hatten, einen kleinen Sandwich bestellt. Doch bevor ich auch nur den ersten Bissen essen konnte, kam jemand an den Tisch und redete mit Christine und einer Freundin von ihr. Auf einem sagte Bryan, sie sollten mich doch auch mitnehmen. Ich folgte nur und fand mich kurz darauf mit auf dem Set in einer Statistenrolle wieder. Gespielt wurde eine Szene in einer Bahnhofshalle. Zu den Hauptschauspielern gehörte Alan Arkin, ein Oscargewinner und u.A. der Großvater in Little Miss Sunshine. Am Set waren geschätzte 30 Statisten, die den ganzen Tag damit verbracht hatten einen Koffer von rechts nach links zu bewegen. Dazu muss man sagen, dass diese Leute kein Geld dafür bekommen. Sie melden sich freiwillig, weil sie hoffen, dort entdeckt zu werden. Diese Leute trugen also Kostüme und waren geschminkt mit allem drum und dran und nun saß ich da – man stelle sich vor – nach 10 Stunden Busfahrt – nicht besonders schön angezogen – kaum geschminkt und dann musste ich auch noch meine Mütze abnehmen, was die Misere auf meinem Kopf zum Vorschein brachte. Umso erstaunlicher war es, dass ich direkt hinter die Schauspieler platziert wurde. Christine sagte nachher, dass ich von ihren Gesichtern umrahmt gewesen wäre. Wahrscheinlich hab ich so authentisch gewirkt :D. Wer weiß, wer weiß, jedenfalls saß die Freundin von Christine neben mir und wir hatten die Anweisung uns lautlos zu unterhalten. Nach einiger Zeit sollte dann ein Mann auf uns zukommen, mit dem wir unseren Platz verlassen sollten. Dieses Szenario machten wir bestimmt 20 Mal (wenn nicht öfter) durch und es dauerte ewig – und ich war sooo müde. Aber Spaß gemacht hat es trotzdem. Falls ihr also irgendwann einmal die Möglichkeit habt den Film anzuschauen – haltet Ausschau! Ich war auch noch ein zweites Mal am Set – als Reiner da war fuhren wir hin und durften ein bisschen zu schauen und das Essen aus einem echten Filmtruck testen – ein Hotdog – sehr spektakulär! Das war nun also Minneapolis – alles in allem ein sehr schöner Aufenthalt. (Fotos später..)

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